Suppenkasper

Labsal für alle Leckermäulchen: Schmackhafte Suppen, typische hessische Gerichte sowie Ebbelwoi der einheimischen „Stöffchemacher“ offerieren Denis Stubenvoll und Uwe Becker seit Anfang 2022 auf dem Langener Altstadtmarkt.

Hier ein sehr netter Bericht von Harald Sapper, der lange Jahre für die DREIEICH ZEITUNG geschrieben hat.

LANGEN. Die Corona-Pandemie hat für viele Menschen gravierende Einschnitte in ihr Leben zur Folge gehabt. Davon kann auch Denis Stubenvoll ein unschönes Liedchen trällern. Denn bis das vermaledeite Virus die Welt aus den Angeln hob, hatte der Langener einen guten Job als Projektmanager bei einem Personaldienstleister. Doch als Sars-CoV-2 nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens lahmlegte, hatte dies auch für den 50-Jährigen fatale Konsequenzen – ihm wurde gekündigt. Doch Stubenvoll steckte danach nicht etwa den Kopf in den Sand, sondern machte aus der Not eine Tugend und realisierte ein Vorhaben, mit dem er schon länger geliebäugelt hatte: Er machte sich selbstständig und ist seit Anfang Juni 2022 mit einem Foodtrailer auf dem Langener Altstadtmarkt vertreten.

„Kochen ist schon viele Jahre mein Hobby, und nachdem ich das zunächst nur für Freunde gemacht habe, hat es im Laufe der Zeit immer größere Kreise gezogen, bis ich dann auch bei Hochzeiten und Geburtstagen Event-Cooking für bis zu 120 Personen praktiziert habe“, erinnert sich Stubenvoll. Und weil er sich im Bekanntenkreis vor allem als „Produzent“ schmackhafter Suppen einen Namen gemacht hat (und deshalb auch scherzhaft als „Suppenkasper“ bezeichnet wird), kam ihm die Idee, die leckeren Flüssigspeisen auch mal auf dem Altstadtmarkt anzubieten. „So was gab‘s bisher hier noch nie“, weiß der Mann, der den geselligen Treffpunkt zu Füßen der Stadtkirche auch schon regelmäßig besucht hatte, bevor er selbst handelnder Akteur wurde. Unterstützt wird Stubenvoll dabei von seinem Kompagnon Uwe Becker, und auch diverse andere Kumpel haben den Langener bei diesem mutigen Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt. Nachdem er einen alten Autoanhänger erworben hatte, den er zu einem Foodtrailer umfunktionieret hat, entwickelte ein Freund eine passende Karosserie, und in der Metallbau-Firma eines weiteren Kumpanen wurde das gute Stück umgebaut. „ … “ Der der Neu-Marktbeschicker konnte es kaum erwarten, bis er endlich in seiner eigenen fahrbaren Küche neben dem Vierröhrenbrunnen stand. Bislang war er dort in einem Übergangsgefährt zu finden, doch auch damit wusste Stubenvoll schon voll und ganz zu überzeugen. „Die Resonanz und die Rückmeldungen waren bisher sehr gut, und auch der Umsatz hat gestimmt“, freut sich der umtriebige „Suppenkasper“.

An jedem Markttag offeriert er neben zwei unterschiedlichen Suppen – einmal gab‘s etwa Gulasch-und vergane Kartoffelsuppe, eine Woche später „Langener Erbsesupp‘“ und „Hühnersupp‘ wie bei Oma“ – auch typische hessische Gerichte wie etwa Grüne Soße mit Kartoffeln oder Handkäs‘ mit Musik.

 Der Clou dabei: Diese Leckereien kann man nicht nur direkt vor Ort verzehren, sondern sich die Gaumenschmeichler auch im Glas mit nach Hause nehmen. Wie das? Ganz einfach: Stubenvoll steht freitags den ganzen Tag in der Küche des am Wilhelm-Leuschner-Platz (also dort, wo auch der Altstadtmarkt stattfindet) gelegenen Restaurants „Tiepolo“ und bereitet die Speisen für den folgenden Tag vor.

„Der Inhaber ist ein guter Freund und hat mir angeboten, dass ich seine Küche mitbenutzen kann“, ist der „Suppenkasper“ natürlich „sehr dankbar für diese tolle Geste“. Ein Teil der dort zubereiteten Suppen wird laut Stubenvoll „kochfrisch und heiß in Gläser abgefüllt und dann runtergekühlt“, sodass er sie am nächsten Tag aus dem Kühlschrank für den Heimverzehr verkaufen kann. Der große Rest soll dann hungrige Mäuler auf dem Markt sättigen. „Ich habe gegenwärtig etwa 50 Portionen von jedem Gericht für den sofortigen Verzehr vor Ort zur Verfügung und weitere 30 bis 40 Gläser von den jeweiligen Speisen im Glas“, berichtet Stubenvoll. Wichtig sind ihm im Übrigen Umweltschutz und Nachhaltigkeit: „Es hat mich schon immer geärgert, dass man, wenn man nur ‘ne Portion Pommes isst, durch das ganze Wegwerf-Geschirr wahre Müllberge produziert.“ Das sollte bei ihm nicht der Fall sein, und deshalb gibt‘s nicht nur die Take-Away-Angebote und den süffigen Ebbelwoi der einheimischen „Stöffchemacher“ im Glas, sondern auch die Vor-Ort-Speisen im Porzellan-Geschirr mit Besteck aus Metall. „Das schmeckt auch einfach besser als aus einer Plastikschüssel“, ist der 50-Jährige überzeugt.

Was jetzt noch fehlt (neben dem „richtigen“ Foodtrailer), ist der passende Name für den jüngsten Zugang auf dem Altstadtmarkt. „Suppenkasper“ wäre zwar naheliegend, aber so ganz glücklich ist der Träger dieses Namens damit nicht: „Ich habe ja schließlich auch andere Speisen im Angebot.“ Kreative Vorschläge der Kunden nimmt er daher ebenso gerne entgegen wie Wünsche hinsichtlich kommender lukullischer Genüsse. „Wer seine Lieblingssuppe gerne mal auf dem Markt essen möchte, kann mich jederzeit ansprechen. Ich überlege mir dann, ob das auch umsetzbar ist“, verspricht der Mann, der beruflich nun sein eigenes Süppchen kocht – und diesen Schritt noch nicht bereut hat. Im Gegenteil. Denis Stubenvoll liebäugelt schon jetzt damit, sein Tätigkeitsfeld auf weitere Wochenmärkte auszudehnen oder auch Veranstaltungen des VVV mit seinen Suppen zu veredeln. Man sieht also: Die Corona-Pandemie kann mitunter auch überraschend positive Folgen haben.

Text von Harald Sapper.

Langens Märkte haben eine lange Tradition: Bereits im Jahre 1812 (und somit 71 Jahre vor der Verleihung der Stadtrechte) erlaubte Großherzog Ludwig I. der Gemeinde, zwei Märkte jährlich abzuhalten. Im Frühjahr und im Herbst boten Krämer und Viehhändler auf dem Kirch- und auf dem Lutherplatz ihre Produkte und Tiere an. Diese Tradition ging nach dem Zweiten Weltkrieg verloren, und erst im Jahr 1975 feierte der Wochenmarkt seine Wiederauferstehung. Seither können sich Kunden dienstags und freitags von 8 bis 13 Uhr auf dem Jahnplatz unter anderem mit frischem Obst, Gemüse, Fleisch und Geflügel von Händlern aus der Region, die nicht mit Tipps für die Zubereitung hinterm Berg halten, sowie mit Blumen oder Kleidungsstücken eindecken.

Der Altstadtmarkt hingegen lädt samstags von 8 bis 14 Uhr rund um den Vierröhrenbrunnen zum Bummeln, Einkaufen und – ganz wichtig für das gesellige Langener Völkchen – Plaudern beim Wein, Bier oder Ebbelwoi ein. Aus der Taufe gehoben wurde er im April 2000 durch Günter Dietzig, der sich als Gründer der „Initiative Fahrgasse“ eine Belebung des historischen Kerns der Sterzbachstadt zum Ziel gesetzt hatte. Das hat (nach einigen Anlaufschwierigkeiten) wie gewünscht geklappt, denn für viele Langener ist der Gang zum Altstadtmarkt längst ein fester Bestandteil ihrer samstäglichen Routine. Im Schatten der Stadtkirche erhalten sie unter anderem schmackhaftes Obst und Gemüse, Käse, Fleisch, Leckereien vom Grill, Brot und sonstige Backwaren – und nunmehr auch Suppen sowie hessische Gerichte am Stand von Denis Stubenvoll. Bei ihm handelt es sich nach Angaben des Hessischen Landesverbands für Markthandel, der mit der Durchführung des Altstadtmarktes betraut ist, um den insgesamt 13. Beschicker vor Ort – und damit ist die Kapazität des Areals dem Vernehmen nach erschöpft.

Weitere Infos zum Sortiment Stubenvolls gibt‘s unter Telefon (0176) 31400132 oder per E-Mail (denis.stubenvoll@gmx.de).

Text von Harald Sapper.